Eine vom Wasser gezeichnete Landschaft
Die Siedlung Chiuro hat sich historisch in der Nähe eines teils bewaldeten, teils terrassenförmig angelegten Hangs an einem Ende des Fontana-Tals (auf dem großen Kegel von Fiorenza) angesiedelt.
Der Hang ist durch eine steile Neigung gekennzeichnet und trägt, wie der Ortsname andeutet ("Fontana" bedeutet unter anderem "Fontäne"), dazu bei, das Wasser talwärts zu leiten, wobei es auch zu Ausschwemmungen und Erosion kommt, insbesondere bei bedeutenden meteorologischen Ereignissen.
In der Gebirgsgemeinschaft Valtellina di Sondrio gelegen, hat sich die Gemeinde Chiuro mit ihren 2.500 Einwohnern vor allem dank einer soliden landwirtschaftlichen Tradition (Apfel- und Weinanbau) entwickelt, für die sei bis heute bekannt ist. Darüber hinaus hat sie auch die umgebende Landschaft durch die Anlage von Terrassen mitgestaltet. Jenseits dieser Terrassen bieten die Berge mit einer Höhe von 349 bis 3248 Metern über dem Meeresspiegel einen Ausgangspunkt für Ausflüge und Wanderungen. Die Besucher haben die Möglichkeit, sowohl den Natur- und umweltbewussten Tourismus als auch die landwirtschaftliche und enogastronomische Tradition zu erleben.
Wie in historischen und ethnographischen Erzählungen überliefert wird, war in der Antike die Beziehung zwischen den lokalen Siedlungsformen und dem Wasser (der Wildbach Valfontana, aber auch ein System kleinerer Bäche) sehr eng. Die städtebauliche Anlage der Siedlung zeugt bereits im Mittelalter von Formen des Schutzes und der Anpassung an das Risiko von Ausschwemmungen vom Hang aus. So ist das bebaute Gebiet mit einem Netz von schmalen Wegen durchzogen, die sich von den für den normalen Verkehr vorgesehenen Wegen durch ihre geringere Breite unterscheiden, vor allem aber durch die Form des Pflasters, das so gebaut ist, dass das Wasser durch ein reguliertes System geleitet wird. Darüber hinaus wurden bewegliche Gatter aufgestellt, um Häuser und Höfe zu schützen und das Wasser, das entlang der so genannten “us’cere”-Straßen floss, umzuleiten. Diese Form des Schutzes und der Verteidigung war unverzichtbar, da die Wirtschaft und das traditionelle Handwerk vom Wasser abhängig waren. Der Bach und die Bewässerungsgräben boten eine wichtige Ressource und eine wichtige Energiequelle, wie man auch an vielen anderen Orten sehen kann.